Franz Enking und seine Frau Wilma fuhren im strömenden Regen, die letzten Serpentinenkurven hinauf und Enking hätte es nie zugegeben, aber sein Sichtfeld war so eingeschränkt, seitdem es dämmerte, dass er kaum noch die Straße vor sich sah. Wilma hatte sich in seit einer Stunde in ihre eigene Welt zurück gezogen und schien die Unwägbarkeiten der Straße und des Wetters kaum wahr zu nehmen. Sie döste leicht vor sich hin und fragte ihn schon seit einiger Zeit nicht mehr, wie weit es denn noch sei, weil ihr Mann es auch nicht mehr einschätzen konnte, und deshalb nicht mehr antwortete. Er war damit beschäftigt, den Wagen auf der Straße zu halten und sich und seine Frau heile bis dort oben zu bringen. Das letzte Hinweisschild lag schon ein paar Kilometer hinter ihnen und darauf stand auch nur: Burg Draken , mit einem Pfeil darauf. Nach jeder Kurve hoffte Enking, die erlösende Auffahrt zur Burg zu erspähen, aber noch war nicht davon zu erkennen. Die Scheibenwischer des 280 SL kämpften sich tapfer auf schnellster Stufe gegen die Wassermassen aber trotzdem war die Sicht fast bei Null angelangt. Dazu kam dass Enking nur noch im ersten Gang voran schlich und dieses nun schon seit langer Zeit und die Temperaturanzeige des teuren Wagens, kroch langsam aber sicher immer höher in den roten Bereich hinein. Wilma schreckte plötzlich auf und sagte laut:
„Sind wir endlich da, Franz? Wie lange dauerte das denn noch?“
Enking antwortete nicht, dachte aber ohne es laut auszusprechen daran, dass es Wilmas tolle Idee war, am späten Nachmittag noch unbedingt rauf zur Burg zu fahren, obwohl die Fahrt lang war durch einsame Dörfer und Wiesen und die Wettervorhersage ein Gewitter voraus gesagt hatten. Das störte aber Wilma in dem Moment nicht, sie mußte ja auch nicht fahren, dachte er. Viel wichtiger waren ihr, später ihren Kaffeekränzchendamen erzählen zu können, dass sie beide auf dieser urzeitlichen Burg übernachtet hatten. Die Mönche sollten ein besonderes Flair für Touristen parat haben, laut dem veralteten Touristenführer.
Das konnte sich Wilma doch nicht entgehen lassen. Franz dachte daran, dass die Burg im schlimmsten Fall schon nicht mehr für Urlauber geöffnet sei, schließlich waren die Informationen die sie hatten, um es milde auszudrücken, etwas veraltet. Und sie kämen dann vielleicht gar nicht herein und müßten im Auto schlafen, aber Franz schluckte seinen Groll herunter und fuhr weiter. Er hofft so, das sie bald wieder still sein würde, aber es ging munter weiter. Das hatte er aber auch schon fast erwartet. Bei Wilma ging es immer irgendwie weiter.
„Du weißt, dass wir nur noch einen Tag Urlaub haben und morgen müssen wir schon wieder abreisen. Die Kinder kommen doch wegen Alexandra. Die Kleine hat jetzt schon vier Zähne mittlerweile bekommen und das will ich auf keinen Fall verpassen, Franz. Mein Gott, nun müßten wir aber bald da sein, oder? Franz? Redest Du gar nicht mehr mit mir?“
„Laut dem Kilometerzähler müßten wir schon lange da sein, aber diese verdammte Straße geht immer weiter. Wahrscheinlich sind wir bald in Wolkennähe. Verflucht noch mal.“
„Du sollst doch nicht fluchen, Franz. Gib Dir halt mehr Mühe und fahr ein bißchen schneller voran.“
Nun war es genug und Franz Enking raunzte seine Frau an, die ihn überrascht von seinem Ausbruch, ansah.
„Wenn wir schneller fahren, rauschen wir irgendwo über die Böschung und landen tief unten, möchtest Du das Wilma, willst Du das wirklich? Ich kann nicht schneller fahren. Wenn Du lebend dort oben ankommen willst, sei still und laß mich fahren!“
Sie lehnte sich zurück und drückte dann beleidigt an ihrer Handtasche herum. Als wenn ihn der Herrgott erhört hatte, kam eine Zufahrt in Sicht und dahinter glimmten einige Lichter durch den immer noch strömenden Regen. Erleichtert steuerte Enking den Wagen durch zwei uralte Steinpfeiler hindurch und dann parkte er im Burghof, vor einer großen Holztür, die von zwei einsamen Fackeln flankiert wurde. Er stellte sich neben einem Oldtimer, einen alten silbernen Porsche, den sein Besitzer aber nicht sonderlich pflegte, wie es schien. Selbst im Regen sah der Lack dreckig und stumpf aus, bemerkte Enking als er kurz zur Seite sah.
Viel mehr konnte er im strömenden Regen sowieso nicht erkennen. Als er dankbar und erschöpft den Schlüssel herum drehte, der Motor abstarb und er sich zurück in den Sitz sinken ließ, fing Wilma wieder an.
„Ich bin so froh, dass wir hier sind, Franz. Ws war doch reines Glück, dass ich den alten Prospekt unter all den anderen in diesem schrecklichen Hotel entdeckt habe. Dort fahren wir nie wieder hin, wenn wir in Österreich sind, hast Du verstanden? Ich hoffe nur, die Betten sind hier bequemer und nicht so durchgelegen. Jetzt freue ich mich erstmal auf einen schönen heißen Pfefferminztee zur Stärkung und morgen schauen wir uns die ganze Burg dann an. Aber wie hier die Bewirtung ist, konnte mir die unfreundliche Dame in dem anderen Hotel auch nicht sagen. Sie hat mich ziemlich erstaunt angesehen, als ich nach der Wegbeschreibung gefragt habe. Sie meinte zu mir, dass sich seit Jahren keiner mehr hier herauf getraut hat, weil die Straßen so schlecht sind. Aber uns hat das doch nicht abgeschreckt, oder Franz? Franz?“
Wilma sah zur Seite und stellte fest, dass ihr Mann eingeschlafen war. Die ganze Anstrengung und die stetige Konzentration auf die Straße hatten ihn seine letzten Kraftreserven gekostet. Ein Schnarchen kam als Antwort. Ein wenig beleidigt, dass sie ihre Meinung umsonst ohne einen Zuhörer kund getan hatte, stupste sie ihn mehrmals an.
„Franz, wach doch auf. Wir können wohl kaum im Wagen übernachten, oder? Komm, wir müssen rein, solange der Regen ein wenig nachgelassen hat.“
Enking zuckte zusammen und raffte seine dünne Windjacke von der Rückbank. Dann stiegen sie beide aus und ohne sich noch weiter groß umzusehen, schnappte er sich die beiden Reisetaschen und dann gingen sie zügig die alten Steinstufen zum Eingang hinauf. Ein schwerer Klöppel hing in Form eines Drachenkopfes über der verwitterten Eichenholztür. Enking stellte die Taschen ab und mußte mit beiden Händen, mehrmals laut auf die metallene Zunge als Gegenpart zum Klöppel hämmern. Einen Moment lang passierte nichts, dann wurden mehrere Riegel auf der anderen Seite gelöst und langsam schob sich die Tür ein Stück auf.
Eine knochige Hand kam zum Vorschein und Wilma Enking krächzte vor Schreck. Es folgte ein Arm, gehüllt in einen rohen Stoff und dann stand ein kleiner Mönch mit gesenktem Haupt vor ihnen. Die Kapuze schien zu groß für ihn und der restliche Stoff schleifte auch auf der Erde. Ohne das Gesicht unter der dunklen Kapuze sehen zu können, nahmen sie nur die brüchige Stimme des anscheinend sehr alten Mannes wahr. Der Regen prasselte weiterhin vom Himmel herunter sie waren kaum geschützt von dem schmalen Vordach über ihnen. Aber einen Schirm hatte keiner von beiden mitgenommen. Franz zog seinen Kragen ein wenig hoch und dachte an die teuere Reinigung seines guten Anzuges als der Mönch sprach.
„Was wünschen Sie?“
Bevor Enking reagieren konnte, ergriff Wilma mal wieder die Führung.
„Wir wollen bei Ihnen übernachten bis morgen. Wir haben einen weiten Weg hinter uns und das Wetter, na ja, sie sehen ja selbst.“
Sie brachte ein gequältes Lächeln zustand, aber der alte Mönch ging nicht darauf ein. Humor war wohl den Ordensbrüdern schon seit langem abhanden gekommen.
„Es tut mir leid, aber wir nehmen schon seit langer Zeit niemanden mehr auf. Die übrig gebliebenen Gästezimmer sind auch nicht mehr für Gäste vorbereitet. Sie müssen wieder fort.“
Als Franz Enking den Gesichtsausdruck seiner Frau vernahm, schritt er ein.
„Aber guter Mann, Sie können uns doch nicht wegschicken. Bei diesem Wetter und der dunklen Nacht kommen wir nie heile wieder ins Tal. Ich bezahle Sie auch gut aber lassen Sie uns doch bitte eine Nacht hier bleiben.“
Enking zerrte umständlich einen paar Geldscheine aus seiner durchnäßten Jacke aber der Mönch schien davon auch nicht von seiner Meinung abzugehen. Er würdigte die Scheine mit keinem Blick.
„Wie ich schon sagte, es geht nicht. Ich rate Ihnen wieder schnell zu verschwinden, ansonsten...“
Wilma Enking hatte genug von der Scharade. Sie drückte ihr ganzes Gewicht gegen die Eichentür und drängte den Mönch beiseite.
„Das glaube ich ja alles nicht. Schauen Sie sich doch mal mein Kostüm an. Völlig ruiniert und wer soll die Reinigung bezahlen? Sie etwa? Wohl kaum, kann ich mir denken. Wir werden schon irgendwo in ihrer riesigen Burg ein Zimmerchen finden, denken Sie nicht? Auf keinen Fall werden wir wieder abfahren. Franz, nun sag doch auch mal was.“
Enking kannte ja seine Frau aber dieses forsche Voranschreiten hatte auch ihn überrascht. Ohne Worte schaute er nur verdutzt den Mönch an, der sich scheinbar geschlagen gab.
„Nun denn, wenn Sie unbedingt wollen, kann ich wohl nicht dagegen machen. Aber ich habe Sie gewarnt. Ich zeige Ihnen das einzige Zimmer, welches noch einigermaßen bewohnbar ist. Aber ich möchte später keine Beschwerden von Ihnen hören.“
Bevor der urige Mönch die Tür aber hinter ihnen schloß, sagte er noch zu ihnen.
„Ich warne Sie nochmals, verlassen Sie die Burg, solange Sie noch können. Denn es ist nie genug für ihn und wer weiß, was heute Nacht noch passiert.“
Beide konnten mit dem blödsinnigen Gebrabbel des scheinbar etwas durchgedrehten Mönchs nicht weiter anfangen. Sie freuten sich nur auf ein weiches und warmes Bett, damit sie am nächsten Tag wieder in die Heimat aufbrechen konnten. Franz Enking kamen kurz ein paar wilde Gedanken, von verbotenen Orgien, wo Mönche halbnackte Jungfrauen vernaschten und Wein aus geschwungenen Kelchen tranken aber dann wischte er solche überdrehten Phantasien mit einem Kopfschütteln wieder weg und er mutmaßte, das der arme Mönch, wohl schon zulange dort oben hauste. Er war todmüde und hatte keinen Sinn mehr für solche Dummheiten.
„Schon gut, mein Lieber. Wir werden schon auf uns aufpassen und die Tür gut verschließen. Wo geht es lang, sagten Sie?“
Ohne Worte knallte die schwere Tür ins Schloß und der Mönch ging gemächlich an ihnen vorbei und griff sich einen Kerzenhalter von der Wand.
„Folgen Sie mir.“
Wilma Enking war auf einmal merkwürdig ruhig geworden. Sie hielt sich am Ärmel von ihrem Mann fest und sah sich beim durchschreiten der einzelnen Räume im Halbdunkel um. Nur das Geräusch des schleifenden Stoffes auf dem Boden und das leise Tapsen der Füße des Mönches waren zu hören. Der Regen schien weniger geworden zu sein und war kaum noch wahr zu nehmen. Dann kamen sie an eine Treppe und der Mönch blieb stehen.
„Dort hinauf. Dann die zweite Tür auf der linken Seite. Meine Beine wollen nicht mehr so richtig und es sind viele Stufen. Schließen Sie ab und stellen Sie noch etwas zusätzliches vor die Tür. Mann kann nie wissen.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und wollte sich zurück ziehen. Wilma Enking rief ihm nach.
„Lassen Sie uns so ganz ohne Licht zurück? Wir brauchen auch eine Kerze oder Lampe, ist das möglich?“
Ohne sich umzudrehen, nuschelte er beim weitergehen nur:
„Sie finden alles auf dem Zimmer. Wenn Sie Geräusche hören sollten, heute Nacht, gehen Sie ihnen nicht nach, sondern ignorieren Sie sie einfach. Viel Glück!“
Dann waren sie allein und der auf der anderen Seite der Treppe befestigte Kerzenhalter spendete nur spärlich Licht. Trotzdem holte sich Enking die Kerzen, weil er den ängstlichen Gesichtsausdruck seiner Frau bemerkt hatte.
„Franz, was meinte der Kerl nur damit? Was für Geräusche?“
„Keine Ahnung, komm, ich bin müde und wir müssen zu Bett.“
Durch das ganze abstruse Gerede des Mönchs hatte Wilma Enking ganz ihren Wunsch nach einem heißen Getränk vergessen. So machten sie sich an den mühsamen Aufstieg der vielen Stufen, der im Bogen verlaufenden Treppe, die wirklich länger schien, als sie von unten den Anschein machte. Auf halbem Wege mußten sie eine kurze Pause einlegen und verschnaufen. Dann ging es weiter und eine Weile später erreichten sie das Obergeschoß. Der Boden war ohne Teppich nur aus grobem Holz gefertigt und die paar Zimmerfluchten sahen all, alles andere als einladend aus.
„Links herum, zweite links, Franz. Nicht wahr?“
„Ja, meine Liebe. Das sind wir schon.“
Enking drückte auf die rostige Klinke und obwohl er ein quietschen beim öffnen der Tür erwartete, ging sie ohne auf. Er ging vor und leuchtete den Raum mit den Kerzen aus.
„Sieht doch ganz passabel aus. Kein Hilton aber es wird schon gehen. Dort hinten sind noch zwei Kerzenhalter. Hol bitte einen, Wilma.“
Seine Frau regte sich nicht und stand wie erstarrt noch im Türrahmen.
„Wie fürchterlich, oh wie fürchterlich, Franz. Da kann ich mich doch nicht hinlegen.“
Sie deutete auf das karge aus einfachem Holz gefertigte, aber recht große Doppelbett in der Ecke. Es war mit einem schützenden Bettlaken gegen Staub, komplett abgedeckt und man konnte die Umrisse der beiden Kissen erahnen.
„Es sieht so schmutzig aus.“
„Wir legen obenauf etwas darüber und dann schlafen wir halt ohne eine Zudecke. Für eine Nacht wird es schon gehen. Nun komm schon herein und hilf mir.“
Zögerlich betrat Wilma das Gästezimmer und an jeder Ecke fand sie Staub und Schmutz. Schon lange hatte dort niemand mehr sauber gemacht. Ein einfacher Nachttopf ohne Wasser, auf einer schlichten Kommode und ein Stuhl waren ansonsten die einzige Einrichtung im Raum. Franz entzündete die anderen Kerzen und versuchte es ihnen so gemütlich wie möglich zu machen, obwohl ihm seine Augen schon langsam zufielen. Immer war Enking kurz vor seinem 68igsten Geburtstag und sein Rücken machte ihm seit einer halben Stunde wieder große Probleme. Widerwillig folgte Wilma seinem Beispiel und da an eine heiße Dusche wohl nicht zu denken war, legten sie sich einfach so aufs Bett, ohne die Tür zu verrammeln oder zuzustellen. Die Worte des Mönchs waren vergessen. Beide waren total erschöpft und so fanden sie noch nicht einmal mehr die Kraft, die brennenden Kerzen auszupusten. Trotz der widrigen Umstände und dem morbiden Ambiente, schlummerten sie fast gleichzeitig ins Traumland davon.
Die Zeit verging und die Kerzen brannten langsam herunter ohne das etwas geschah. Stunden später ertönten erst leise, dann immer lauter und deutlicher zu hören, seltsame Gesänge durch die Gänge der Burg. Franz wachte davon als erster auf und es dauerte einen Moment, bis er die Geräuschkulisse als das erkannte, was sie war. Er wollte gerade seine Frau wecken als diese von alleine hoch schreckte.
„Was ist das, Franz?“
„Hört sich wie Kirchengesänge von Mönchen an. Vielleicht praktizieren die noch eine Nachtmesse.“
Wilma rieb sich die Augen und schaute auf ihre Uhr.
„Um halb zwei am Morgen? Scheinen mir ja seltsame Klosterbrüder hier zu sein.“
„Kümmere Dich nicht weiter darum. Der Mönch der uns rein gelassen hat, hat doch gesagt, dass wir alles ignorieren sollen, was in der Nacht passiert.“
„Der hat mir richtig Angst gemacht, mit seinem Gerede, weißt Du das?“
„Versuch weiter zu schlafen, Wilma.“
Sie legten sich hin und versuchten wieder einzuschlafen, aber die Gesänge wurden immer durchdringender und alsbald kam es Enking so vor, als wenn eine Gruppe der Mönche direkt vor ihrer Tür stand. Dann mit einem Male hörten sie auf und es herrschte einen Moment lang Stille. Gerade als er vor Aufregung wieder Luft holte, krachten laute Schläge gegen ihre Tür. Vor Schreck sprang Wilma Enking fast aus dem Bett und war kreidebleich.
„Sind die verrückt, oder was? Was fällt denen denn ein?“
„Bleib ruhig, wir machen die Tür nicht auf.“
„Franz, hast Du wenigstens abgeschlossen? Wir haben gar nichts davor gestellt, wie er geraten hat.“
„Ja, natürlich. Der Schlüssel lies sich zwar schwer drehen aber ich habe zugeschlossen. Da kommt keiner so schnell durch die dicke Holztür. Du brauchst keine Angst zu haben.“
Mit diesen Worten beruhigte er sich fast noch mehr als seine Frau, die noch immer neben dem Bett ganz aufgeregt stand. Das laute Hämmern gegen die Tür wiederholte sich noch einmal, dann herrschte wieder Ruhe. Aber gerade als Franz Enking Entwarnung geben wollte, sah er, wie sich die Türklinke langsam nach unten bewegte. Jemand versuchte herein zu kommen. Er wagte sich nicht zu rühren. Wenn Wilma das sehen sollte, würde sie gänzlich durchdrehen, dachte er. Deshalb versuchte er sie ein wenig abzulenken.
„Komm Wilma. Leg Dich wieder hin. Versuche Dich nicht so sehr aufzuregen. Wenigstens kannst Du jetzt Deinen Freundinnen von der Kaffeetafel eine gruselige Geschichte erzählen, die Du selbst erlebt hast. Die werden Augen machen.“
Diese Worte schienen Wirkung zu zeigen, denn langsam und zögerlich kroch sie wieder zu ihm aufs Bett und legte sich auf die Seite, wobei sie ihn ansah. Auf keinen Fall wollte Enking, dass sie sich umdrehte und zur Tür blickte.
„Weißt Du noch als wir vor einigen Jahren mit dem gemieteten Wohnmobil eine Panne hatten, mitten in der Einöde?“
Ihre Aufmerksamkeit galt nun einen Moment seinen Worten aber nicht lange, da plötzlich jemand von draußen mit einem scheinbar schweren Gegenstand auf die Türklinke schlug. Ein lautes Scheppern und der Türgriff auf ihrer Seite fiel polternd zu Boden. Wilma schrie und hielt sich die Hände vors Gesicht, im gleichen Moment schreckte Franz hoch. Die Schmerzen in seinem Rücken waren wieder schlimmer geworden und mit einem schmerzverzerrtem Gesicht stand er vom Bett auf und ging in Richtung Tür. Sie war noch im Schloss und bevor jemand herein kommen konnte, wollte er wenigstens einen Stuhl gegen die hölzerne Verzierung an der unteren Tür stemmen. Er wollte auf keinen Fall wissen, wer dort herein wollte. Der Spaß ging nun langsam doch zu weit, dachte er und Wilma schien mit ihren Nerven am Ende zu sein. Das sie viel redete war schon schlimm genug aber eine hysterische Frau noch dazu, das war zuviel. Er schnappte sich den einen Stuhl und gerade als er ihn vor die Tür verkeilen wollte, knallte diese krachend auf...