Leseprobe - Science Fiction Geschichten

 

Opferbereitschaft

 

Die blutrote Abendsonne beschien das kleine Eiland von 12 Quadratkilometern, worauf sich die letzten Abkömmlinge der menschlichen Rasse zurück ziehen mussten. Der Rest der Welt war von nüchtern denkenden und emotionslos handelnden Robotern besiedelt, die welch Ironie, von den Menschen einst selbst erschaffen wurden. Mittlerweile begannen die Maschinen sich aber selbst zu verbessern und brauchten die Menschen nicht mehr. Sie hatten die Herrschaft über den Planeten Erde übernommen und duldeten den kleinen Haufen von 296 Menschen nur, wie in einem Gefängnis oder einer Quarantänezone. Einmal im Monat wurden aus der Luft Pakete mit Lebensmittelkonzentraten aus den alten Lagersilos der großen Menschenstädte abgeworfen, die aber bei weitem nicht die gebrauchten Mengen abdeckten, die zur Ernährung nötig gewesen wären. Vielleicht sollten sie langsam verhungern, niemand wusste es zu sagen, was die Maschinen mit ihnen vorhatten. Die fliegenden Drohen wurden jedesmal mit Ungeduld erwartet und die Pakete nach der Landung an Fallschirmen, sofort geplündert von den wartenden, in Lumpen gehüllten Gestalten, die einmal vor langer Zeit, würdiger ihre Nahrung zu sich genommen hatten. Wielange die Lieferungen noch kommen würden, stand in den Sternen. Man musste abwarten. So taten es auch die meisten von ihnen. Aber unter ihnen war drei junge Leute, die sich dieses nicht mehr länger gefallen lassen wollten. Mit einer kleinen, selbst gebauten runden Nußschale, die gerade groß genug für sie war, wollten sie den Versuch wagen um von der Insel weg ans nächste Festland, welches drei Seemeilen entfernt lag, zu gelangen. Niemand wusste, ob es um die Insel herum Minenfelder oder Sensoren gab. Alle anderen rieten ihnen vehement davon ab mit der Begründung, es sei zu gefährlich und sie sollten doch nicht, die kleine Anzahl von Überlebenden noch mehr dezimieren, aber sie hatten es sich gut überlegt und konnten von ihrem Plan nicht mehr abgebracht werden.
Der Älteste der zurück bleibenden, war Jonas, er war auch der Einzige, der sie ganz bis ans Wasser hinunter begleitete. Bethanie war 17 Jahre alt, ihre Schwester Erin war 16 Jahre und Malcolm 19 Jahre alt. Sie nahmen nur mit, was sie auf der Haut trugen und eine Flasche mit Trinkwasser. Die wenigen Lebensmittel auf der Insel, waren von den anderen nicht heraus gegeben worden. Jonas fasste Malcolm am Arm.
„Was wollte Ihr eigentlich damit beweisen? Meinst Du, wenn ihr dort ankommt, falls Ihr es durch die See und die Patrouillen schafft, werden diese Blechdosen einfach so tatenlos zusehen, wie Ihr Euch an den Vorräten vergreift? Und selbst wenn Ihr soweit kommt, wie wollt ihr dann einen großen Teil davon transportieren und zurück bringen? Ohne größeres Boot. Rechnet nicht mit dem Mitgefühl oder Gnade von den Robotern. Diese Dinge sind ihnen völlig fremd.“
Malcolm griff Jonas freundschaftlich auf die Schulter.
„Wir versuchen erst einmal bis an Land zu kommen. Das andere wird sich ergeben. Vielleicht können wir ein Boot stehlen, wer weiß? Habe Vertrauen in uns. Und selbst, wenn wir nicht soweit kommen sollten, wir müssen es einfach versuchen. Willst Du ewig hier so weiter leben? Wie ein eingesperrtes Tier, zwar in einem recht freizügigen Zoo, aber es bleibt ein Zoo, von der Fütterung der Wärter abhängig? Nein, Jonas. Wenn es sonst keiner versucht, wir tun es. Wir müssen los. Lebe wohl, mein Freund.“
Jonas war sprachlos und nickte ihnen nur nach, als das kleine Gefährt sich langsam vom Ufer entfernte. Erst nachdem sie fast außer Sicht waren und Malcolm mühsam und konzentriert die beiden Paddel mit viel Kraft benutzte, sagte Beth zu ihm:
„Warum hast Du ihm nicht die Wahrheit gesagt? Weshalb wir wirklich dorthin wollen.“
Während einer kurzen Verschnaufpause sah Malcolm sie an und meinte:
„Er hätte uns zurück gehalten. Sie alle hätten uns nicht weg gelassen. Das Risiko war zu groß, deshalb.“
Es verging eine Stunde des Schweigens, bis sich Erin auch meldete.

„Was ist denn, wenn Randolf und Marie gelogen haben und es diesen komischen Energieturm mit dem Superhirn nicht gibt? Und falls doch, wie kommen wir ungesehen hinein? Weiß denn jemand von Euch, wie wir ihn dann deaktivieren können, ohne das diese ganzen Roboter ihn wieder anschalten?“
Malcolm war mittlerweile schon ziemlich erschöpft und die Küste schien noch so weit entfernt. Das fast runde Boot lies sich nur schwer steuern. Erste Zweifel kamen leise bei ihm auf, ob sie es überhaupt damit bis an Land schaffen konnten. Er antwortete deshalb etwas gereizt auf die ganzen Fragen von Erin.
„Weiß ich auch nicht. Woher soll ich es denn wissen, hä? War ich schon da? Nein, war ich nicht. Wir müssen uns eben darauf verlassen, was sie gesagt haben. Und so oder so irgendwie improvisieren, wenn es soweit ist. Okay?“
Erin war überrascht, dass Malcolm sie so anschnauzte. Das kannte sie gar nicht von ihm. Aber andererseits hatte er ja Recht. Außerdem lastete nun die ganze Verantwortung auf seinen Schultern. Er war für drei Leben verantwortlich. Deshalb fühlte sie sich nicht beleidigt und sagte nur kurz:
„Ist schon gut. Wenn wir drei zusammen halten, werden wir schon einen Weg finden, oder Beth?“
Bethanie nahm ihre kleine Schwester in den Arm und bejahte dies. Dabei sah sie zu Malcolm, der wie abwesend ruderte und trotz des ständigen Windes, Schweißperlen auf der Stirn hatte.
Während sie ihre Schwester hielt, sagte sie:
„Ich kann Dich gleich ablösen. Sonst hältst Du nicht die noch kommende Quallenzone aus, dort wird es noch schwieriger sein durchzukommen.“
 Malcolm grinste ein wenig und nickte dann nur einverständlich. Auch diese Information über eine sogenannte Quallenzone, wo unendlich viele Quallen ein durchkommen noch schwerer machen sollten, war nur von Gerüchten ehemaliger Fischer bei ihnen zu erfahren. Ob sie stimmten, wusste niemand. Langsam versank der letzte Lichtstrahl am Horizont und nun mussten sie auch noch irgendwie die Richtung in fast finsterer Nacht einhalten, ansonsten würden sie aufs offene Meer rudern.
Malcolm hoffte auf eine sternklare Nacht, dann konnte er mittels des Sternenzeltes ein wenig navigieren. Luzius, sein Stiefvater hatte ihn ein paar Wochen vor dem Aufbruch, soweit es ging in die Bedeutung der wichtigsten Himmelskörper eingewiesen. Nach einer Weile löste Beth den keuchenden Malcolm ab und paddelte weiter bis sie die Quallenzone erreichten. Ab da übernahm Malcolm wieder und dafür war Beth ihm sehr dankbar, da es nun noch mühsamer wurde, die Paddel durchs Wasser zu bewegen. Dicht unter der Wasseroberfläche schwammen die ekelhaften Wasserbewohner als wenn sie auf Beute warteten. Die Mädchen schauten so wenig wie möglich auf die gespenstische Szenerie. Doch auch diese Hürde überwanden sie und nach weiteren zwei Stunden konnten sie die zwar schwach, aber doch eindeutig beleuchtete Küste erkennen. Alle drei waren sie durchgefroren und dankbar für diesen kleinen Lichtblick. Nachts ohne Beleuchtung auf offener See war kein einfaches Unterfangen, vor allem nicht für drei totale Landratten. So kämpften sie sich verbissen weiter bis sie das Plätschern am Ufer der Kaimauer hören konnten. Es schnarrte kurz und das Boot setzte auf. Malcolm suchte nach einen geeigneten Platz als Versteck für ihre kleine Nußschale. Ein morscher alter Holzkai, der ein wenig ins Wasser hinein führte, diente als Schutz und Versteck. Es waren keine Patrouillen oder Wachen zu sehen und so schlichen sie sich leise an Land und an das erste Gebäude, welches sich anbot heran. Ansonsten herrschte im ganzen eine merkwürdige Stille und die ganze Hafenanlage schien verlassen und nicht mehr gepflegt worden, seit die Menschen vertrieben wurden. Ohne einen genauen Stadtplan zu haben, versuchten die drei so schnell es ging ins Stadtzentrum vorzudringen. Zu Fuß würde es eine Weile dauern. Sie hatten nach einem Blick auf Erins Uhr, eine von vier verbliebenen Uhren auf der Inselkolonie, noch genau sieben Stunden Zeit, bevor die Sonne ihre schwache Tarnung auffliegen lassen würde. Sie hofften nur, das der Feind keine Wärmesensoren oder Alarmanlagen montiert hatte. Dann wäre ihr kleiner Ausflug schnell zu Ende. Aber dem schien nicht zu sein, und so verließen sie ungehindert den Hafenbereich.
Dabei sahen sie ab und zu ein paar mobile Robotereinheiten, die auf ihren Patrouillen durch die einsamen Straßenschluchten fuhren. Eigentlich war ja auch kein Feind mehr zu befürchten. Die paar übrig gebliebenen Menschen auf dem kargen Eiland besaßen keine Boote und auch keine Waffen. Die obligatorischen Streifzüge der Kampfroboter waren zu Beginn der Ausrottung gegen die Menschen eingeführt worden, doch nun waren sie nur noch Staffage. Die Roboter brauchten niemanden mehr zu fürchten, außer sich selbst vielleicht. Und sie vertrauten auf die recht gut gesicherte Abschirmung des Zentralrechners, an den niemand so ohne weiteres einfach heran kommen konnte. Was die künstlichen Lebensformen aber nicht ahnten, war der unglaubliche Überlebenswille und die Aufopferung, die diese Menschen in sich trugen. Es gab immer eine reelle Chance für jemanden, der nichts mehr zu verlieren hatte. Doch gefühlte Emotionen waren den Maschinenwesen fremd. Malcolm führte sie durch verlassene Hinterhöfe und an piependen Wachleuten, die an mehreren Gebäuden postiert waren vorbei. Keiner schien sie bemerkt zu haben. Bald waren sie erschöpft und den Mädchen zuliebe, legte er eine kleine Pause ein. Dann sah er wieder auf die Uhr von Erin. Es blieben ihnen kaum noch fünf Stunden bis das Tageslicht hervor kam. Das Rechenzentrum konnte nicht mehr weit sein, laut den Berichten und Schilderungen von Rufus, einem Mann, der einmal früher ganz in der Nähe gearbeitet haben sollte. Aber ob die Zentrale immer noch dort eingerichtet war, wusste er auch nicht. Doch andere Informationen hatten sie nicht und so mussten sie sich darauf verlassen. Sie schlichen leise weiter und bald darauf blickten sie auf ein riesiges Hochhaus, das größte was alle drei je gesehen hatten. Nur im obersten Stockwerk brannte ein helles Licht, ansonsten waren alle anderen Etagen dunkel. Das musste es einfach sein und so kamen sie näher heran und achteten auf jedes Geräusch und auf jede Bewegung. Sie hatten nur diese eine Chance, wenn sie entdeckt würden, wäre alles aus. Erin, weil die Kleinste und Schnellste unter ihnen, lief gebückt ganz nahe an das Eingangsportal und schaute sich um. Nun erstrahlte plötzlich auch der Eingangsbereich und sie hörte mehrere Roboter, die sich näherten.
Schnell sprang sie hinter eine kleine Hecke und hielt den Atem an. Scheinbar vollzog sich gerade so eine Art von Wachablösung, die aber ohne viel Aufhebens durchgeführt wurde. Keiner von den Blechdosen sagte dabei ein Wort, soweit sie hören konnte und niemand von denen bewegte sich mehr als er musste. Bei einem hörte sie sogar ein leises quietschen, als wenn seine Scharniere eingerostet waren. Dann verließen die beiden Roboter die Eingangshalle und stiegen draußen in einen klobigen Elektrowagen ein. Ohne lange zu warten fuhr dieser an und verschwand mit ihnen in der Dunkelheit. Erin atmete auf und lugte vorsichtig aus ihrem Versteck hervor. Sie traute sich dann heraus zu kommen und schlich sich wieder an die Türen heran. Dort drinnen sah sie für einen kurzen Augenblick, wie einer der Roboter einen getarnten Bewegungslaser aktivierte, der gitternetzartige Muster im ganzen Foyer aufbaute. Dann wurden die Gitter unsichtbar. Dort konnten sie also nicht ohne weiteres hinein, dachte sie. Erin lief zurück und berichtete den anderen beiden von dem, was sie gesehen hatte. Sie hatten es sich einfach zu leicht vorgestellt, dort einzusteigen. Alle drei waren gleichsam deprimiert. Aber Bethanie hatte plötzlich eine Idee, die vielleicht einen Einstieg im Parterre unnötig machte.
„Sag mal Malcolm, sind wir vor einer Stunde nicht an einem alten Sportgeschäft mit diversen Ausrüstungen vorbei gekommen?“
„Ja, kann schon sein. Ich habe nicht so genau auf die ganzen Geschäfte geachtet. War ja eh ziemlich dunkel alles. Worauf willst Du hinaus?“
„Vielleicht haben die dort so eine Art Hakengewehr, was man früher benutzt hat, um einen Kletterhaken oder ähnliches mit angehängtem Seil hoch zu schießen.“
„Du meinst, wir sollten...?“
„Warum nicht? Wir müssen doch irgendwie da rein kommen und durch den Haupteingang geht es nicht. Hast Du eine bessere Idee?“
„Aber der Weg hin und zurück würde zulange dauern und wir haben kaum noch Zeit für unser Vorhaben.“
„Ja, kann sein. Aber wenn Dir nichts Besseres einfällt, sitzen wir hier auch nur herum ohne hinein zu kommen.“ 
Das Argument von Bethanie saß und Malcolm konnte nichts entgegen bringen.
„Okay. Ihr bleibt hier und ich werde zurück gehen.“
„Nein, Malcolm. Ich kann mich noch gut an das Eckgeschäft erinnern und außerdem habe ich einen besseren Orientierungssinn als Du. Wenn Du Dich verläufst oder einen zu großen Umweg machst, verlieren wir noch mehr Zeit.“
„Na gut. Aber paß gut auf Dich auf. Nicht das Du einer Patrouille in die Arme läufst.“
„Wird schon schief gehen. Ihr beide könnt ja in der Zwischenzeit das Gebäude von allen Seiten beobachten. Vielleicht findet Ihr einen passenden Einstieg. Bis bald.“
Sie lief los und verschwand bald in der Dunkelheit. Während die anderen beiden alle Seiten des riesigen Gebäudes nach Schwachstellen absuchten, lief Beth durch die verdunkelten Straßen. Hin und wieder versteckte sie sich kurz, wenn sie Geräusche hörte oder Roboter sah. Doch nur selten und dann auch höchstens zu zweit, stapften die metallischen Gebilde durch die ansonsten verlassene Stadt. Wo die wohl alle steckten, dachte Beth sich. Vielleicht hatten sie eine einzige Versammlungshalle, wo sich die meisten aufhielten. Eine Weile später erreichte sie den gesuchten Laden. Die Scheiben war eingeschlagen worden und so konnte sie ohne Probleme die Eingangstür öffnen und eintreten. Behutsam und mit knirschenden Schritten über Glassplitter, bahnte sie sich den Weg durch die Regale. Nach kurzer Suche fand sie das, worauf sie gehofft hatte. Mit fünfzig Meter Seil am Haken, lag das Gewehr in einer teilweise zerstörten Vitrine. Vorsichtig fischte sie alles heraus und vermied dabei, sich an Glassplittern zu schneiden. Alles verschwand in einer Stofftasche, die sie in einer Ecke fand. Dann verlies sie schnell wieder das Geschäft, immer die Umgebung im Auge. Die Zeit rann ihnen davon und die ganze Aktion schien nun fast nur noch davon abzuhängen, wie schnell sie zur Zentrale zurück kommen würde. Nachdem sie fast schon den größten Teil der Wegstrecke ohne Probleme zurück gelegt hatte, lief sie dann aber doch beinahe einer Fußpatrouille in die Arme.
Die beiden Roboter stapften aber recht laut daher und so konnte sie sich gerade noch in einem Müllcontainer verstecken, der neben einem Hauseingang stand. Es stank bestialisch darin aber nun konnte sie nicht mehr zurück. Der Haken in der Tasche piekte sie schmerzlich am Bein und sie wollte die Tasche ein wenig beiseite nehmen als der metallische Haken gegen die Blechtonne schlug. Sie hielt den Atem an. Hatten die beiden das Geräusch wohl gehört? Draußen wurde es still und die Schritte waren nicht mehr zu hören. Sie lauschte noch eine Weile ob sie Geräusche hörte, dann hob sie den Kunststoffdeckel des Containers ein wenig an und lugte durch den Spalt nach draußen. Sie konnte nichts erkennen aber trotzdem wagte sie sich noch nicht heraus. Viel länger konnte sie aber auch nicht warten und deshalb entschloß sie sich, das Risiko einzugehen, entdeckt zu werden. So leise wie möglich kletterte sie hinaus und schaute sich genau nach allen Seiten um. Von den beiden war nichts mehr zu sehen. Die Tasche fest im Griff, schlich sie sich weiter die Straße hinab. Wenn die beiden Roboter sie wirklich nicht gehört haben sollten, hatte sie verdammtes Glück gehabt. Nach einiger Zeit kam sie endlich wieder zu der Zentrale, wo sie im ersten Moment die beiden anderen nicht entdecken konnte. Doch dann kamen sie aus ihrem Versteck hinter einem Autowrack hervor und machten Zeichen. Sie gesellte sich zu ihnen und war gespannt, ob die beiden einen anderen Weg hinein gefunden hatten. Aber leider berichteten sie nur von noch schlechteren Nachrichten. Fast die ganze erste Etage war von außen wie auch von innen mit Gitterstäben an den Fenstern gesichert. Und das einzige Fenster, welches in Frage kam, nur mit einer Querstange davor, war hell erleuchtet und sie hatten mehrere Robotersilhouetten dahinter herum laufen sehen. Also blieb nur der zweite Stock, aber ob sie so weit hinauf kommen würden mit dem Geschosswurfhaken, blieb abzuwarten. Malcolm hatte sich ein Fenster ausgesucht und hielt nun das Gewehr mit dem eingestöpselten Hakengeschoss und dem angehängten Seil darauf gerichtet. Es gab einen dumpfen Knall, dann flog der Seilhaken steil hinauf und machte dann einen leichten Bogen zum Fenster.
Der Haken schlug scheppernd dicht neben dem Fenster an die Wand und fiel dann wieder herunter. Auch das verursachte einige Geräusche. Alle drei schauten sich entsetzt an. Wenn das jemand gehört hatte, wäre ihr Plan schon im Ansatz gescheitert. Doch noch war alles still und keine anderen Lichtquellen wurden aktiviert. Schnell steckte Malcolm wieder den Haken hinein und versuchte es nochmals. Diesmal zielte er länger und noch genauer und so flog das Geschoß direkt ins Fenster und durchschlug die Scheibe. Ohne auf die eventuelle Reaktion zu warten, legten sie los. Malcolm wartete noch die herunter fallenden Glassplitter ab, dann ruckte er am Seil. Es bot Widerstand und der Enterhaken war scheinbar fest. Alle drei stellten sich direkt an die Wand unter das Seil und während die beiden Mädchen Schmiere standen, kletterte Malcolm hinauf. Erin sah auf die Uhr. Es blieben nur noch knapp drei Stunden bis zum Sonnenaufgang ...